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Faust (2003)

Frei nach Christopher Marlowe (1564-1593)

Durch englische Schauspieltruppen gelangt Marlowes Tragicall Historie Of The Life And Death Of Doctor Faustus im 17. Jahrhundert nach Kontinentaleuropa. Es entstanden in der Folge auch Puppenspiele mit allerhand Zaubergeschichten und Possen um Doktor Faustus. Meist gesellte sich ein Pickelhering oder Kasper als Widerpart hinzu. Gotthold Ephraim Lessing plante um 1759 einen Faust ohne Zaubereien und Hexengeschichten zu schreiben. Die Stürmer und Dränger des ausgehenden 18. Jahrhunderts sehen in Faustus das Urbild des Freiheitskämpfers. So arbeitete Klinger, Friedrich Müller, und nicht zuletzt Goethe an einem Faust.
Goethe zeichnet Faust als einen gelehrten Wissenschaftler, der keine Dogmen und Normen akzeptiert. Zum ersten Mal wird Wissensdurst nicht mit Vermessenheit gleichgesetzt, sondern als edlen Drang des Menschen betrachtet. Zwei Zitate stützen diese These. "Es irrt der Mensch, solang er strebt." sagt der Herr zu Mephistopheles (Faust I, Vers 317). "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. " singen die Engel, welche Fausts Seele himmelwärts tragen (Faust II, Vers 11936f).
Nach Goethe entstehen zahlreiche Interpretationen des Fauststoffes. Nikolaus Lenau und Heinrich Heine sind zwei berühmtere Faustinterpreten. Eine Neudeutung erreicht Thomas Mann mit dem im Zweiten Weltkrieg entstandenen Roman Doktor Faustus. Die faustische Absicht, die ganze Welt zu beherrschen, ist nicht mehr nur Phantasmagorie. Die Welt ist plötzlich dem Schöpfer so nahe, dass sie zwar noch keine Homunculi erschaffen, wohl aber die gesamte Menschheit vernichten könnte. Deutschland hat seine Seele der Diktatur, der kollektiven Form des Bösen verkauft und damit unendliche Schuld auf sich geladen. Eine Rettung dieser Seele ist angesichts der historischen Tatsachen undenkbar.

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